Von Makeln verbergen oder sichtbar machen, von Kintsugi



Kennt ihr Kintsugi? Das ist eine traditionell japanische Methode um Keramik oder Porzellan zu reparieren. Dazu wird Urushi-Lack verwendet um das Zerbrochene zusammen zu kleben und anschliessend wir die Bruchstelle mit feinstem Gold- Silber oder Platinpulver überzogen. Fehlende Scherben werden durch eine spezielle Urushi Klebmasse geflickt und ebenfalls mit dem Pulver überzogen. So entsteht ein wunderschöner Dekorationseffekt.




Als ich das erste mal so eine Kintsugi Vase gesehen habe, dachte ich erst gar nicht daran, dass es sich hierbei um ein Teil handelt welches zerbrochen war. Viel mehr dachte ich, diese schönen feinen Goldlinien seien bewusst in die Vase eingearbeitet worden.




Kintsugi betont den Makel. Und genau das, hat mich an Kintsugi fasziniert. Wie oft versuchen wir Makel zu kaschieren. Ich frage mich gerade, wieso wir das so oft machen. Denn eigentlich machen doch genau diese Makel ein Stück oder uns selbst zu etwas Einzigartigem. Wenn ich jetzt weiter denke und mir bewusst werde, wie vor allem heutzutage, die Einzigartigkeit ganz gross geschrieben wird, ist es im Grunde doch eher Kontraproduktiv, die Makel kaschieren zu wollen. Und doch tun wir es. Bzw. ich mache das ganz klar, sonst würden z.B. hier auf dem Blog ganz andere Fotos zu sehen sein. Die müssen dann schon immer ins rechte Licht gerückt werden.




Aber in Anbetracht dessen, dass dieser Blog hier öffentlich ist, und jeder einfach darauf zugreifen kann und sich ein Bild von dem machen kann, was ich hier so mache, ist es schon ok, denke ich mal, wenn ich hier ein paar Makel korrigiere und sei es nur, indem ich die Bilder im Bildbearbeitungsprogramm etwas aufhelle.




Wer glaubt, diese Becher, wären so zufällig mal zu Bruch gegangen, und ich habe sie dann einfach zusammen geflickt, der irrt. Denn eigentlich habe ich sie mit einem Hammer bewusst zerschlagen um sie dann in schönster Kintsugi Optik heute hier zu präsentieren. Klar, hätte ich sie nicht zerschlagen müssen. Ein bisschen Kleber darauf verteilen und diesen dann mit Goldpulver überziehen, das wäre ein leichtes gewesen. Aber wer mich ein wenig kennt, der weiss, dass ich mich nie damit zufrieden gegeben hätte, einfach so zu tun also ob. Wo bliebe da der Lerneffekt? Und der bewusste Makel, ersetzt doch keinen echten. ;-)




Ein bisschen geschummelt habe ich bei diesen Kintsugi Bechern allerdings schon. Weil Urushi Lack hier in der Schweiz nicht zu finden war, habe ich mir einen schnell trocknenden Zweikomponenten Kleber und für die fehlenden Scherben, Knetkleber genommen. Als Goldpulver habe ich Goldpigmente verwendet. Ich hätte zu gerne mit den original Sachen gearbeitet, aber nach Japan fliegt zur Zeit niemand denn ich kenne und der mir das hätte mitbringen können. Und ihr wisst ja wie das so ist, wenn mir mal nach etwas ist, dann muss das immer gleich sofort sein. Tja! Wie war das nochmal mit dem alten zerstören um neues zu schaffen HIER?

Und an meine asiatischen Leser, ich weiss, es ist so schlecht geworden! Aber es war mein erster Versuch :-)





Habt einen guten Wochenstart.
Nica


verlinkt mit Creadienstag