Von Kinderbüchern und Geschichten... von "Paramithia"



Salü ihr Lieben

Nach unseren Büchern hat uns diesen Monat Kebo gefragt. Ja da kann ich schon was dazu schreiben, immerhin haben wir hier reichlich davon. Ich lese fast täglich. Meistens Abends, wenn Ruhe eingekehrt ist. Aber dies war nicht immer so.



Als Kind war ich keine Leseratte. Im Gegenteil, bis zu meinem 15 Lebensjahr, habe ich praktisch kein Buch ausser der schulischen Pflichtlektüre gelesen. Und das, obwohl meine Mutter eine sehr gute Geschichtenerzählern war. Märchen haben mich als Kind immer fasziniert. Ich konnte nie genug davon hören. Wir hatten allerdings nicht viele Kinderbücher zu Hause. Weil meine Eltern, kein Deutsch lesen konnten und wir auf die griechischen Kinderbücher angewiesen waren. Griechische Bücher findet man hier in der Schweiz aber nicht. Jedes Jahr im Sommer, wenn wir nach Griechenland in die Ferien gingen, wurden ein paar Kinderbücher gekauft. Die Kinderbücher muss man sich aber nicht als gebundene schöne Bücher vorstellen, die kamen so als dünne Heftchen mit Kartonumschlag daher. Und die Geschichten, waren die gängigen Märchen oder Fabeln. Zudem waren wir ja nicht in einer Großstadt, wo es grosse Büchergeschäfte gab, wir waren in unserer kleinen Stadt, wo in einem kleinen Laden, der praktisch alles verkaufte, auch ein Gestell mit diesen Heftchen stand. Und ich liebte diese "Paramithia", was soviel heisst wie Märchen. Von Märchen und Geschichten möchte ich hier heute schreiben.




Bei uns wurden Geschichten erzählt, ohne dabei ein Buch anzuschauen. Oft erfand meine Mutter Geschichten und wir fünf Kinder sassen alle um sie herum und hörten ihr gespannt zu. Das Visuelle war nicht gegeben. Wir haben uns unsere eigenen Geschichten phantasiert. Vielleicht faszinieren mich Kinderbücher auch genau deshalb so sehr. Das Problem bei selbst erfundenen Geschichten jedoch ist, dass man sie nie 1:1 weitergeben kann. Und das Kind, welches zuhört und sich bildlich eine Geschichte dabei vorstellt, genau merkt, dass irgend etwas anders ist, wenn es sie wieder erzählt bekommt. Viele Details kommen dazu oder werden weggelassen. Und aus dem Wolf und den drei Schweinchen, wird dann ganz schnell eine ganz abenteuerliche Geschichte. Die Schweine bekommen Namen, aktuelle Themen wie teilen lernen, streiten, werden da mit eingeflochten und am ende noch ein Rat oder eine Mahnung mit auf den Weg gegeben. 




Geschichten der griechischen Mythologie oder die Fabeln von Aesop waren auch ganz beliebt. Vor allem die Fabeln. Zu praktisch jeder Gelegenheit wusste meine Mutter eine zu erzählen. Mein Vater erzählte uns eher die Mythen der Griechen. Daher kommt es, dass mich die Mythologie immer noch sehr fasziniert. Im der griechischen Sprache ist sie allgegenwärtig. Viele Liedertexte, Sprichwörter, Redewendungen oder auch Alltagsdinge kann man nicht verstehen, wenn man die einzelnen Geschichten der griechischen Mythologie nicht kennt. So kommt es, dass ich immer wieder ein Buch zur Hand nehme und mir diese Mythen wieder durchlese. Und jedes mal begreife ich mehr. Ich verstehe plötzlich Sachen, von denen ich dachte, das sagt man einfach so. Das ist sehr spannend.




Schweizer Kinderbücher habe ich erst im Kindergarten kennengelernt. Da war der Schellen-Ursli ganz hoch im Kurs. Und natürlich auch der Globi oder der Papa Moll. Ich erinnere mich noch, wie ich mein erstes Globibuch bekommen habe, von unseren Schweizer Nachbarn, und meine Mutter gebeten habe mir das vorzulesen. Aber sie konnte es nicht, also hat sie uns das einfach anhand der Bilder irgendwie erzählt auf griechisch. In der Schule, hatten wir eine Bibliothek, die habe ich schon gerne besucht, allerdings hab ich mir da immer die Comics genommen oder die Bücher von Hanni und Nanni. Wobei ich die nur halbherzig gelesen habe. Nicht dass ich sie nicht spannend fand. Im Gegenteil, ich fand die recht cool, aber ich las immer so langsam, dass ich sie, wenn ich bei der Hälfte war, wieder zurück bringen musste. Und so, hab ich das mit dem Lesen ganz sein gelassen. Erst mit ca. 15 dann, habe ich das Lesen für mich neu entdeckt. Und seither bin ich immer etwas am lesen. Das kann ein guter Roman sein, ein Krimi oder eine Biographie. Ich schlendere dann im Bücherladen rum und kaufe mir ein Buch welches mich grad anspricht. Aktuell lese ich die Bücher von Karl Ove Knausgard. Danke an dieser Stelle liebe Ulma für den tollen Tip :-)




Und dann wären da noch die Comics. Die gehören seit Kindheit zu meinem Lesestoff und tun es immer noch. Vor allem wenn sie so schön gezeichnet sind. Comics haben mich schon immer fasziniert. Das Mickey Mouse Heft musste immer gekauft werden, auch wenn ich noch nicht lesen konnte. Da konnte ich mir die Bilder anschauen.




Die Passion zu Bilderbüchern jedoch, die ist seit ich Kinder habe noch grösser geworden. So finden sich bei uns allerhand Kinderbücher. Von den klassischen Märchen, denn die mag ich einfach, bis zu aktuellen schönen Kinderbüchern. Und dabei liegt die Betonung auf schön. Ja ich finde die Art wie ein Bilderbuch gestaltet ist sehr wichtig. Da schau ich extrem drauf. Ich kauf mir auch öfter mal das teurere klassische Märchen, wenn mir das von der Aufmachung mehr gefällt, obwohl die Geschichte die gleiche ist. Immerhin sind das die ersten Bücher für Kinder. Wenn ich ein Bilderbuch kaufe, dann muss es mich  visuell ansprechen. Alle anderen, leihe ich mir von unserer Quartierbücherei. 




Und weil es mir wichtig ist, dass meine Kinder auch griechische Bilderbücher anschauen (schon nur der Schrift und der Reime wegen, denn sehr viele griechischen Kinderbücher enthalten Reime) schleppe ich jedes mal, wenn ich dort in den Ferien bin, Kofferweise Bücher mit. Aber nicht nur solche über Aesop oder Mythologie, sondern auch ganz normale, moderne Kinderbücher. Und davon gibt es so viele schöne! Ich kann mich Stunden in solch einer Buchhandlung aufhalten. Mein letzter Besuch in einer griechischen Buchhandlung in Kreta artete dann etwas aus. Ich sass da und habe mir mit dem Besitzer der kleinen Buchhandlung jedes einzelne Kinderbuch angeschaut. Und genau darum mag ich auch eher die kleinen Buchhandlungen, vor allem in Griechenland. Die kennen keine Ladenschlusszeiten. Die machen dir einen Kaffee, laufen zum nächsten Gyrosstand um was zu essen zu holen und hocken mit dir den ganzen Abend im Laden um Kinderbücher anzuschauen. Dabei sind sie so begeistert davon, dass du, die im Ausland lebst, deinen Kindern griechische Bücher vorliest :-) Ok, ja das machen natürlich nicht alle und trotzdem findet sich der eine oder andere Kinderbuchbegeisterte Ladenbesitzer :-)




Da ich im Kindergarten damals oft seltsam angeschaut wurde, weil ich halt den Struwwelpeter oder den Schellen Ursli nicht kannte, hab ich noch einen kleinen Denkanstoss. Immerhin scheint das eine grosse Sorge vieler Eltern und Lehrpersonen zu sein, in Anbetracht dessen, dass jetzt so viele Ausländerkinder in unsere Schulen kommen. Mag sein, dass so ein Kind noch nie etwas vom Regenbogenfisch gehört hat. Dieses Kind allerdings, kann dir Geschichten erzählen, von Zeus und Co. oder andere Geschichten, die du als erwachsene/r Regenbogenfischkenner/in noch nie gehört hast. 

Habt einen schönen Tag :-) 

Nica